Badische Landesbibliothek

Die aus der Büchersammlung der badischen Markgrafen und Großherzöge hervorgegangene Badische Landesbibliothek (BLB) ist eine der größten Regionalbibliotheken Deutschlands und blickt auf eine rund 500-jährige Geschichte zurück. Mit der Zerstörung des Bibliotheksgebäudes in der Nacht vom 2. auf den 3. September 1942 wurden sowohl die Bestände als auch das Verwaltungsschriftgut der BLB beinahe vollständig vernichtet. Die Kostbarkeiten des Bibliotheksbestandes wie etwa Handschriften, Inkunabeln und rarifizierte Frühdrucke waren bereits 1939 in verschiedene Depots ausgelagert worden und überdauerten so die Zerstörung des Gebäudes.

Heute noch vorhandenes NS-Raubgut befindet sich nach ersten Erkenntnissen in jenen Beständen, die sofort nach dem Bombenangriff und mit finanzieller Unterstützung durch die zuständigen Reichs- und Landesbehörden für einen späteren Wiederaufbau erworben wurden. Erste Stichproben ergaben mehrere einschlägige Verdachtsfälle.

Da die Bestände nach Numerus Currens aufgestellt wurden und dabei keine Unterscheidung nach der jeweiligen Erwerbungsart vorgenommen wurde, muss die Recherche zur Ermittlung von NS-Raubgut am kompletten Bestand durchgeführt werden. Die in den Akzessionsjournalen für den Zugang seit Ende 1942 gemachten Angaben sind lückenhaft und bilden nicht die tatsächlichen Neuzugänge ab. Eine Vielzahl der damals übernommenen Bände hat keinerlei Herkunftsnachweis im Bibliotheksinventar, so dass sich Provenienzhinweise nur durch eine Autopsie der Einzelbände ergeben.

© Badische Landesbibliothek Karlsruhe

© Uli Deck

Badische Landesbibliothek Karlsruhe
Erbprinzenstraße 15
76133 Karlsruhe
http://www.blb-karlsruhe.de

Email: vogl@blb-karlsruhe.de oder syre@blb-karlsruhe.de
Tel. +49(721) 175 2240 /-2270
Fax: Fax: +49 (721) 175 2333

Bibliothek der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum

In den Beständen der Bibliothek der Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum befinden sich Bücher, die aus NS-Raubgutbeständen stammen. Merkmale wie z. B. Exlibris, Stempel, Autogramme und Widmungen weisen auf die früheren Eigentümer der Bücher hin. Darunter sind Privatpersonen und Einrichtungen, die zwischen 1933 und 1945 aus politischen und/oder „rassischen“ Gründen von den Nationalsozialisten verfolgt und gezwungen wurden, diese Bücher vor der Emigration oder Deportation zurückzulassen.

In die Bibliothek der Stiftung Neue Synagoge Berlin gelangten diese Bücher – im Wesentlichen Judaica in deutscher, hebräischer und jiddischer Sprache - Anfang der 1990er Jahre durch Übergaben der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und der Staatsbibliothek Berlin an die Stiftung Neue Synagoge Berlin, um mit deren Hilfe den Aufbau der Stiftungsbibliothek zu unterstützen. Ein kleinerer Teil solcher Bücher wurde von Bürgern, die sie z. B. während Sanierungsarbeiten auf Dachböden oder beim Auflösen der Haushalte der Großeltern fanden, in der Stiftung Neue Synagoge abgegeben.

© Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum Foto Anna Fischer

© Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum
Foto Anna Fischer

Stiftung Neue Synagoge Berlin
Centrum Judaicum
Stephan M. Kummer
Oranienburger Straße 28/30
10117 Berlin
www.centrumjudaicum.de

Email: stephan.kummer@centrumjudaicum.de
Tel. +49(30) 88028 415
Fax: +49(30) 88028 483

 

Hochschule für Jüdische Studien, Bibliothek Albert Einstein

Die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg wurde im Jahr 1979 gegründet und steht in der Trägerschaft des Zentralrats der Juden in Deutschland. Insbesondere in der Aufbauphase der ersten Jahre erhielt die Bibliothek umfangreiche Schenkungen und Nachlässe. Etwa die Hälfte des Gesamtbestandes stammt aus der Zeit vor 1945. Erste Überprüfungen ergaben, dass ein beträchtlicher Teil davon mit Provenienzmerkmalen versehen ist, die einen Verdacht auf NS-Raubgut begründen.
Seit Anfang 2019 wird ein Teilbestand der Bibliothek (Nachlass des Rabbiners Emil Davidovic) im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsprojektes einer intensiven Provenienzrecherche unterzogen.

Hochschule für Jüdische Studien, Bibliothek Albert Einstein

© Hochschule für Jüdische Studien, Bibliothek Albert Einstein

Hochschule für Jüdische Studien
Bibliothek/Provenienzforschung
Landfriedstraße 12
69117 Heidelberg
http://www.hfjs.eu/forschung/index.html

Email: philipp.zschommler@hfjs.eu
Tel. +49 (0)6221 54192-14
Fax: +49 (0)6221 54192-09

 

Institut für die Geschichte der deutschen Juden

Aufgrund der systematischen Vernichtung des jüdischen kulturellen Erbes in der NS-Zeit fehlte es in der Bundesrepublik Deutschland an judaistischer und jüdisch-historischer Fachliteratur in den bestehenden Bibliotheken. Die Einrichtung einer Spezialbibliothek war für das 1966 gegründete Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) deshalb von Anbeginn ein wichtiges Anliegen. Durch Buchkäufe bei Antiquariaten im In- und Ausland oder Schenkungen von Gönnern und befreundeten Institutionen wurde in den letzen fünf Jahrzehnten ein Altbestand aufgebaut, der über 8.000 Bücher umfasst.

Ein dreijähriges Forschungsprojekt hat ergeben, dass sich in diesem Altbestand der Bibliothek des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden NS-Raubgut befindet. Besitzvermerke wie Exlibris, Autogramme und Widmungen weisen auf die früheren Eigentümer der Bücher hin. Darunter sind Privatpersonen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und gezwungen wurden, diese Bücher vor der Emigration oder Deportation zurückzulassen oder zu verschleudern. Außerdem wurden Stempel zahlreicher jüdischer Gemeinden und Institutionen gefunden, deren Bibliotheken nach der Reichspogromnacht im November 1938 beschlagnahmt worden waren.

© Institut für die Geschichte der deutschen Juden Hamburg

© Institut für die Geschichte der deutschen Juden Hamburg

NS-Raubgutprojekt
Institut für die Geschichte der deutschen Juden
Beim Schlump 83
20144 Hamburg

http://www.igdj-hh.de/forschungsprojekte-leser/ns-raubgut-in-der-bibliothek-des-igdj.html

Email: joern.kreuzer@igdj-hh.de
Tel.: +49(40) 42838 8045
Fax : +49(40) 44808 66

 

Stadtbibliothek Hannover

Die Stadtbibliothek Hannover verfügt auf Grund ihrer 577-jährigen Geschichte und ihres langjährigen wissenschaftlichen Anspruchs über große Altbestände. Am 8./9. Oktober 1943 verbrannten in Folge alliierter Luftangriffe ca. 100.000 von 180.000 Büchern im Gesamtbestand, darunter wahrscheinlich viel Raubgut.

Um die massiven Bestandslücken zu schließen, akquirierte die Stadtbibliothek in der frühen Nachkriegszeit große Mengen an Literatur unklarer bzw. zweifelhafter Herkunft. So war beispielsweise seit langem bekannt, dass die Stadtbibliothek 1946 Bestände aus dem Hauptstaatsarchiv Hannover übernommen hatte, die wiederum auf das NSDAP-Gauarchiv und -museum Südhannover Braunschweig zurückgehen. Die aus dieser (Raubgut-) Sammlung stammende Literatur wurde bis in die 1950er Jahre hinein nach und nach in den Stadtbibliotheksbestand eingearbeitet.

Diese wie auch andere besonders raubgutverdächtige Eingänge der Jahre 1945 bis 1955 werden derzeit im Rahmen des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsprojekts Zweifelhafte Provenienzen im Bestand der Stadtbibliothek Hannover systematisch überprüft und dokumentiert. Ziel des Projekts ist es, die als Raubgut identifizierten Bücher nach Möglichkeit an deren Eigentümer*innen bzw. deren Erb*innen oder Rechtsnachfolger*innen zu restituieren.

© Stadtbibliothek Hannover

© Stadtbibliothek Hannover | Dr. Carola Schelle-Wolff

Stadtbibliothek Hannover
Provenienzforschung
Hildesheimer Straße 12
30169 Hannover
http://www.stadtbibliothek-hannover.de oder www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Bildung/Bibliotheken-Archive/Stadtbibliothek-Hannover/Wir-über-uns/NS-Raubgut-Forschung

Email: Jenka.Fuchs@hannover-stadt.de oder 41@hannover-stadt.de
Tel. +49 (0)511 168-32048
Fax: +49 (0)511 168-46410

 

Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin

In der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin ist seit Ende der 1980er Jahre bekannt, dass sich in den Beständen NS-Raubgut und Beutegut befindet. Seit den frühen 1990er Jahren erfolgten immer wieder Rückgaben an heutige Eigentümer. 2013 begann die Universitätsbibliothek ihr Engagement durch die Einrichtung einer Beratungs- und Koordinierungsstelle für die Fachbibliotheken der Freien Universität Berlin neu auszurichten. Die Stabsstelle NS-Raub- und Beutegut bietet Bibliotheken an, Funde zu überprüfen und Rückgaben einzuleiten.

Ab 2015 schließlich werden mittels einer Finanzierung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und das Präsidium der Freien Universität Berlin in den folgenden zwei Jahren Teilbestände der Universitätsbibliothek systematisch auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut geprüft.

 

(c) Web-Team der UB

© Webteam UB FU-Berlin

Freie Universität Berlin
Universitätsbibliothek
Stabsstelle NS-Raub- und Beutegut
Garystraße 39
14195 Berlin
http://www.fu-berlin.de/sites/ub/ueber-uns/raubgut/index.html

Email: restitution@ub.fu-berlin.de
Tel.: +49(30) 838 71568 / 71764
Fax: +49(30) 838 454224

 

Universitätsbibliothek Potsdam

Die Universitätsbibliothek Potsdam wurde 1991 mit der Universität Potsdam gegründet. Sie integriert Bestände von Vorgängereinrichtungen wie der Pädagogischen Hochschule Karl Liebknecht am Neuen Palais und der Babelsberger Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR. Der Bestand der Universitätsbibliothek ist inzwischen stark angewachsen. Enthielt der Bestand der Vorgängereinrichtungen kaum Bücher, die auf NS-Raubgut hindeuten, änderte sich die Situation mit der Etablierung des Studiengangs „Jüdische Studien“ zum Wintersemester 1994. Der Aufbau eines entsprechenden Bibliotheksbestandes erfolgt seit dieser Zeit vor allem durch Spenden, Antiquariatsankäufe und Schenkungen. Hier werden die meisten Bände mit NS-Raubgut verdächtigen Provenienzen erwartet.

1995 kamen mit dem Erwerb der Sammlung des israelischen Bibliothekars Dr. Israel Mehlmann Werke der Kabbala, des Chassidismus, jiddische und hebräische Sammlungen von Volkserzählungen sowie liturgischen Schriften hinzu. 1997 erhielt die Universitätsbibliothek die Privatbibliothek des ehemaligen Chefdramaturgen des Jiddischen Theaters Bukarest, Israil Bercovici. Die 2005 erworbene Bibliothek des niederländischen Rabbiners Prof. Yehuda Aschkenasy enthält ebenso eine Vielzahl von Bänden, die auf NS-Raubgut hindeuten. Es handelt sich hierbei um Teilbestände der Veitel-Heine-Ephraimschen-Lehranstalt, seltene Rabbinica aus dem 16. Jahrhundert, religionsphilosophische Abhandlungen des Mittelalters, kabbalistische Schriften u.a.

 

© Foto B. Wiesemann

Universitätsbibliothek Potsdam
Dr. Andreas Kennecke
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam
http://www.ub.uni-potsdam.de/ueber-uns/projekte/provenienzforschung.html

Email: kennecke@uni-potsdam.de
Tel: +49(331) 977 2533 / 1289
Fax: +49(331) 977 2292


Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Das NS-Raubgut gelangte auf verschiedenen und noch nicht vollständig bekannten Wegen in die Bestände der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB). Die heutige ZLB besteht aus der 1901 gegründeten Berliner Stadtbibliothek, der 1954 in West-Berlin errichteten Amerika-Gedenkbibliothek und der Senatsbibliothek. Aufgabe der NS-Raubgutforschung der ZLB ist die Überprüfung der verdächtigen Bestände, die Identifikation der geraubten Bücher und die Ermittlung ihrer Herkunft, mit dem Ziel diese an die Eigentümer oder deren Erben zurückzugeben. Die Recherchen seit 2010 haben sich bislang auf die Bestände der Berliner Stadtbibliothek konzentriert. Ein dokumentierter Kauf von ca. 40.000 Bänden aus den letzten Wohnungen von deportierten Berliner Juden von 1943 und über 20.000 "Geschenke" der Nachkriegszeit mit NS-Raubgut enthaltenden Lieferungen durch die "Bergungsstelle für wissenschaftliche Bibliotheken" legt nahe, dass hier mit dem größten Anteil an NS-Raubgut zu rechnen ist. Stichproben zeigen allerdings, dass alle drei Teilbibliotheken der ZLB geraubte Bücher im Bestand haben.

 


© ZLB | Collage diamond-gestaltung


Zentral- und Landesbibliothek Berlin
NS-Raubgutforschung
ZLB Postfach 610179
10922 Berlin
https://www.zlb.de/fachinformation/spezialbereiche/provenienzforschung.html

Email: raubgut@zlb.de
Tel.: +49(30) 90226 733
Fax: +49(30) 90226 718